Nachfolge Achim Knecht
Holger Kamlah neuer Frankfurter Stadtdekan
Kamlah erhielt 87 Ja-Stimmen, 17 Synodale stimmten mit Nein, zwölf enthielten sich. Das Dekanat Frankfurt und Offenbach ist mit knapp 118.000 Christen in 60 Gemeinden das größte EKHN.
„Wir brauchen den Mut, noch mehr zu experimentieren“
In seiner Bewerbungsrede bekannte sich Kamlah klar zum Reformprozess „ekhn 2030“, mit dem künftig mehrere Kirchengemeinden in sogenannten Nachbarschaftsräumen größere Einheiten mit gemeinsamen Verkündigungsteams aus Pfarrern und Pfarrerinnen sowie Kirchenmusikern und Gemeindepädagogen bilden sollen. Er warb für einen „Ausbruch aus dem Vertrauten in diesen für die Kirche nicht einfachen Zeiten“. Die engere Zusammenarbeit der Kirche einer Region biete bei allen möglichen „Untiefen» auch große Chancen. „Wir brauchen den Mut, noch mehr zu experimentieren“, sagte der evangelische Theologe.
Dazu werde auch vereinzeltes Scheitern gehören, doch auch lange Praktiziertes werde in Zukunft eine Begründung brauchen, um fortzubestehen. Kamlah bezog sich auf die rückläufige Zahl an Kirchenmitgliedern und die dadurch bedingten Ausfälle bei den Kirchensteuereinnahmen. Um so wichtiger sei, dass es gelinge, in den Nachbarschaftsräumen vielfältiges Leben abzubilden und auch Menschen anzusprechen, die nicht von selbst den Weg in die Kirche fänden. Zu einem solchen Angebot könnten etwa auch Tauffeste und Segensbüros gehören, mit der die evangelische Kirche in Berlin große Erfolge erzielt und Dutzende spontaner kirchlicher Trauungen Frischvermählter erreicht habe.
Kirche und Diakonie
Je verlockender für viele Heilsversprechen derer klängen, die mit nationalistischer und völkischer Ideologie unterwegs seien, desto mehr brauche es eine Kirche, die Totalitätsansprüche zurückweise und christliche Werte sowie die Zuversicht Gottes vermittle. Weiter plädierte Kamlah für eine stärkere Verknüpfung von Kirche und Diakonie, niedrigschwellige Angebote und Räume, in denen sich Kinder und Jugendliche entfalten können. Propst Oliver Albrecht empfahl Kamlah mit den Worten, dieser kenne das evangelische Dekanat Frankfurt und Offenbach und trete für dessen Interessen ein, ohne die gesamtkirchliche Perspektive aus den Augen zu verlieren,
Vita
Holger Kamlah wurde am 27. Januar 1967 in Frankfurt geboren, ist verheiratet und Vater einer Tochter. Er studierte in Frankfurt und Heidelberg, absolvierte sein Vikariat in der Frankfurter Luthergemeinde und für zwölf Monate in einer klinischen Seelsorgeausbildung auf Hawaii. Anschließend war er vier Jahre lang Pfarrer im südhessischen Lampertheim und zehn Jahre in der Gemeinde Frankfurt-Unterliederbach. Zwei Jahre bekleidete er auch das Amt des Frankfurter Stadtjugendpfarrers. Seit 2015 ist er als Prodekan für den Norden und Westen der größten hessischen Stadt zuständig. Zusatzqualifikationen hat Kamlah in Pastoralpsychologie und Transaktionsanalyse erworben. Der Ende Juli ausscheidende Stadtdekan Knecht hat dieses Amt seit 2014 inne.
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